ISBN 978-3-03777-149-5
372 Seiten
2015
Format 15.5 x 22.5 cm
broschiert
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SFr. 58.00 / € 52.00Integration und Abwehr
Genealogie der schweizerischen Ausländerintegration
Esteban Piñeiro
In den 1990er Jahren verabschiedete sich der Bund von der traditionellen Politik der Überfremdungsabwehr, um fortan das emanzipatorische Ideal der gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe der Ausländerinnen und Ausländer zu postulieren. Wurden diese bis dahin als «Überfremdungsgefahr» problematisiert, so werden sie nun als «willkommene Mitbürger» gesehen. Mit seiner «Politik der Anerkennung» lässt der Staat die Ausländerinnen und Ausländer aber nicht nur zu geschätzten «Citoyens» werden. Im Namen der Integration übt er auch Zwang aus. Er fordert von den Ausländerinnen und Ausländern Integrationsleistungen und droht mit Sanktion und Ausschluss. Nationale und internationale Studien kritisieren diesen Trend zu einer repressiven Auslegung der Integration.
Mit der markanten integrationspolitischen Korrekturbewegung hat sich die Forschung bisher kaum beschäftigt. Wie kam es, dass die Ausländerinnen und Ausländer nunmehr gemäss dem Programm der Integration regiert werden sollten? Und wie entwickelte sich die Integrationspolitik zu jener Form der Aufenthaltssteuerung, die sie heute ist?
Die vorliegende, als Gouvernementalitätsforschung angelegte genealogische Diskursanalyse kommt zum Schluss, dass die politische Mission der Ausländerintegration in der Herstellung und Aufrechterhaltung der Regierbarkeit einer Bevölkerung besteht, die sich nicht mehr einem juridisch konfigurierten Regime unterwerfen lässt. Vielmehr wird – wie sich zeigt – die Bevölkerung im gouvernementalen Modus der Sicherheit reguliert. Seit ihrem rund hundertjährigen Bestehen organisiert sich die schweizerische Ausländerpolitik als Abwehrformation. Davon rückt auch die gegenwärtige Integrationspolitik des Zusammenlebens nicht ab.