Alltag und Ritual: Statusübergänge und Ritualisierungen in sozialen und politischen Feldern
Judith Hangartner, Ueli Hostettler, Anja Sieber Egger, Angelica Wehrli (Hrsg.)
Rituale und Ritualisierungen sind – um mit Arnold van Gennep, Victor Turner sowie neuen Praxis- und Performanzansätzen zu sprechen – deshalb privilegierte Schauplätze sozialanthropologischer Debatten, weil sich in ihnen kulturelle Bedeutungen, Machtbeziehungen, strukturelle Reproduktionen sowie Widerstand und Wandel symbolisch verdichtet zeigen. Die Beiträge in diesem Band analysieren aktuelle Veränderungsprozesse in verschiedenen sozialen und insbesondere politischen Feldern mit einem Fokus auf Rituale und Ritualisierungen. Diese thematische Klammer ermöglicht es, in der vorliegenden Festschrift zu Ehren von Prof. Dr. Hans-Rudolf Wicker dessen vielfältige Arbeitsschwerpunkte in ihrer Breite zu würdigen.
Im ersten Buchteil werden vielschichtige rituelle Statusübergänge im universitären Umfeld, in der protestantischen Kirche des Kantons Bern und im Leben von pensionierten italienischen GastarbeiterInnen diskutiert. Die Beiträge im zweiten Teil untersuchen ritualisierte politische Praktiken in der Schweizer Migrations- und Integrationsdebatte. Mit dem Thema Gaben und Magie werden im dritten Buchteil klassische Feldforschungssituationen der Ethnologie beleuchtet. So wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung Essensgaben einerseits in einem religiösen Ritual, andererseits gegenüber einer Feldforscherin zukommt, oder es werden die liebesmagischen Praktiken von SchamanInnen im Kontext ihrer Reputationsökonomie untersucht. Im Buchteil Gesundheit und Medizin analysieren die AutorInnen die ritualisierten Veränderungen im Feld der HIV/AIDS-Thematik, der Politik schweizerischer Städte gegenüber den öffentlichen TrinkerInnenszenen sowie im Feld der Pflege und im Umgang mit MigrantInnen. Im abschliessenden Teil Konflikte und Wandel werden die in ritualisierten politischen Praktiken eingelagerten Machtbeziehungen untersucht; dies im Kontext von Landnutzungsfragen in Paraguay und in Sambia, wie auch der Veränderung der Bürokratie Vietnams oder des Gender-Mainstreamings in der Entwicklungszusammenarbeit.