Transnationale reproduktive Mobilität – empirische Befunde zu einer umstrittenen Praxis

Zusammenfassung: Weltweit reisen immer mehr Personen für die Erfüllung des Kinderwunsches ins Ausland. Im vorliegenden Working Paper setzen wir uns mit diesem Markt für Reproduktionsmedizin insbesondere mit Blick auf transnationale reproduktive Mobilität auseinander. Das Paper basiert auf einer Studie, die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag gegeben und der Universität Bern konzipiert und durchgeführt wurde.

Im ersten Teil des Working Papers diskutieren wir die Problematik der reproduktiven Mobilität aus feministischer und intersektionaler Perspektive – basierend auf unseren eigenen langjährigen Forschungen und mit Blick auf die Themen: veränderte Lebensrealitäten, globale Vernetzung, Ökonomisierung und Kommerzialisierung von Reproduktion, vielschichtige Ungleichheiten sowie auf die Verschränkung reproduktiver Verfahren. Im zweiten Teil präsentieren wir die Ergebnisse der für das BAG durchgeführten Studie, die mittels quantitativer Methoden der Sozialforschung untersuchte, wie viele in der Schweiz wohnhafte Personen aus welchen Gründen und für welche reproduktiven Verfahren im Jahr 2019 ins Ausland gereist sind. Im letzten Teil setzen wir diese Ergebnisse in Bezug zu den aktuellen politischen Debatten um die Legalisierung der Eizellenspende in der Schweiz. Wir argumentieren einerseits, dass Diskussionen über eine Legalisierung der Eizellenspende sozioökonomische Ungleichheitsverhältnisse und den Schutz sowie die (langfristige) Gesundheit der potentiellen «Spenderinnen» ins Zentrum stellen müssen. Andererseits plädieren wir dafür, dass ungewollte Kinderlosigkeit nicht primär durch die Einführung neuer Reproduktionstechnologien adressiert wird, sondern durch gesellschaftspolitische Veränderungen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern und vielfältige Familienmodelle ermöglichen und rechtlich absichern.

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